Hat man sich mit den Voraussetzungen und Anforderungen einer Mangusten-Haltung intensivst und selbstkritisch auseinandergesetzt,
und kann man für das Wohl der Tiere langfristig garantieren, bietet die Pflege von Mangusten große Freude. Als
ausgesprochen soziale Tiere können Mangusten die Pflegeperson quasi als Mitglied des Familienverbandes akzeptieren,
was zu einer gewissen Anhänglichkeit führt.
Ein interessanter Bericht über die erfolgreiche Haltung der artverwandten Erdmännchen ist unter 'Erdmaennchen.Info'
zu finden.
Vor einer ganz besonderen Herausforderung steht man, wenn notleidende Mangusten gepflegt werden müssen: Anfang
Oktober 2009 ging auf der Kontaktadresse von 'Mangusten.Info' ein Hilferuf aus Kenia ein: Die seit einigen Jahren im
Ostafrika lebende Tanja und Ehemann Jarat hatten am Wegesrand ein zerzaustes Fellbündel gefunden, sich
seines bedauernswerten Schicksals erbarmt und das Findelkind nach Hause zur Pflege mitgenommen.
Es stellte sich heraus, dass es sich um ein kleines 'Weißschwanz-Mangustenbaby' handelte (White tailed Mongoose)
das vermutlich von einem Raubvogel entführt worden war. Nach einiger Zeit wurde der Fang dem Vogel
offenbar zu schwer, so dass er seine Fracht sehr unsanft über den staubigen Straßen Nairobis ablud.
Gut, dass die aufmerksame Tanja das Tierchen am Straßenrand aufspürte, die Notlage erkannte und das Entführungsopfer
in ihre Obhut nahm. Es begann eine hingebungsvolle Pflege: Regelmäßige Fütterungen - auch in der Nacht -
mußten sichergestellt werden und so manche Stunde des Schlafes wurde dem kleinen Findelkind zuliebe geopfert.
Dabei stellte sich natürlich die Frage der richtigen Ernährung: Agressive und zu proteinreiche Kuhmilch ist schwer
bekömmlich für eine kleine Manguste und könnte zu schweren Verdauungsprobleme führen. Ersatzweise wurde die Kuhmilch
großzügig mit Sojamilch verdünnt und alle zwei Stunden verfüttert. Andere Quellen berichten über gute Erfahrungen mit
Welpenmilch, welche relativ problemlos über den Heimtiermarkt bezogen werden kann und für Klein-Raubtiere gut geeignet sein soll.
Auch hier muß man hin und wieder mit leichten (!) Bauchmassagen der Verdauung auf die Sprünge helfen.
Gute Erfahrung wurden in Kenia mit einer Spritze gemacht, an deren Ende nicht eine Nadel, sondern ein medizinischer
Gummischlauch angebracht wurde. Dadurch konnte das Tier eigenständig am Schlauch saugen, ähnlich wie es an der Mutter
saugen würde.
Gute Dienste leistete eine ganz normale Baby-Milchflasche. Die Flasche wird nicht mit dem normalen Baby-Nuckel
verschlossen, sondern mit einem gedehnten Gummischlauch (medizinisch: 'surgical tube') von 1-2 mm Durchmesser versehen.
Auch hier kann das Tierchen eigenständig saugen und muß nicht die Milch in den Mund gespritzt bekommen - daran
könnte es sich nämlich verschlucken, bzw. zu viel Luft zu sich nehmen, was die Verdauung beeinträchtigt.
Eine Wärmeflasche als Unterlage wird vom Findelkind auf jeden Fall gerne angenommen.
Aufgrund der Berufstätigkeit der Pflegeeltern mußte mittelfristig allerdings eine Lösung her. Zum Glück fanden sie
nach intensiver Suche in den Vororten Nairobis Angie und Jim, die bereits Erfahrung mit der Aufzucht diverser
Kleinsäuger haben.
Zur Zeit sieht die Zukunft für das kleine 'Nanji' (Suaheli für 'Sicherheit') bereits besser aus: Kritische Wochen
liegen noch vor uns, bis sich Nanji von seiner Entführung vollständig erholt haben wird. Aber dank der guten Pflege
der Pflegeeltern Tanja+Jarat sowie Angie und Jim ist die Aussicht für den Pflegling bereits rosiger.
Das Grundstück von Angie und Jim gibt ausreichend Freiraum für Spiel und Spaß, zumal auch andere Pflegetiere Gesellschaft
leisten.
Langfristig bietet sich für Nanji die Möglichkeit, im nahe angrenzenden Wald in die Freiheit entlassen zu werden,
wo bereits andere Weißschwanzmangusten gesichtet wurden und eventuelle eine Familienintegration anstehen könnte.
Die hier gezeigten Aufnahmen von Nanji wurden dankenswerterweise von Tanja zur Verfügung gestellt!